Das Projekt TEPPOO wurde ursprünglich im Frühjahr 2016 von zwei geflüchteten syrischen Männern, meiner Frau und mir gemeinsam entwickelt. Wir haben das Projekt bei einer Ausschreibung der Sektion Kunst im Bundeskanzleramt eingereicht. Das Projekt wurde als eines von 15 Projekt als förderwürdig eingestuft und ausgewählt.
Gleich nach Projektbeginn mussten wir die Gruppe neu aufstellen: Die beiden Männer erhielten einen positiven Asylbescheid und fanden einen Job. Mit einigen afghanischen Frauen aus der Umgebung haben wir dann das Projekt seit Herbst 2016 in mehrwöchigem Abstand miteinander vorbereitet.
Als wir dann in unserem Atelier genug Raum zur Verfügung hatten, konnten wir zu regelmäßigen Treffen einladen. Die ursprünglich geplante Raummiete in der Innenstadt von Freistadt wurde als zu teuer nicht realisiert. Außerdem bevorzugten die Frauen die geschützte Atmosphäre eines privaten Ateliers. Bis Frühjahr 2018 trafen sich etwa 8-12 Personen wöchentlich jeden Dienstag-Nachmittag von 14:00 bis 18:00 zur gemeinsamen künstlerischen Arbeit.
Zusätzlich zu den wöchentlichen Treffen besuchten wir mehrmals das Webereimuseum in Haslach, absolvierten dort Workshops und besuchten Vernissagen.
Inhaltlich hat sich das Projekt erweitert: Zum Erzeugen von Webereien kam rasch die Idee, Gewebe mit Siebdruck zu bedrucken.
Die Erweiterung auf Siebdruck wurde auch durch den Besuch des Webereimarktes in Haslach im Mühlviertel im Sommer 2017 motiviert. Dort haben wir ein Weberei-Projekt aus Afrika kennen gelernt: Schmale einfarbige Gewebestreifen werden zusammen genäht und mit traditionellen oder modernen Motiven mit Holzmodeln bedruckt.
Die Auseinandersetzung mit Kunst funktioniert recht gut. Immer wieder reflektieren wir, was wir ästhetisch interessant finden, warum Menschen Kunst machen bzw. kaufen und wir versuchen, einzelne Begabungen zu finden und zu unterstützen. Allerdings braucht die künstlerische Entwicklung entsprechend Zeit.
Zusätzlich zum praktischen Weben ging es um den Bau eines RASPI-gesteuerten Webrahmens. Der Computer-gesteuerte Webrahmen funktioniert zwar, müsste aber noch gründlich überarbeitet werden: Seitens der Mechanik sollten ein verbesserter „Schuss“ und präzisere Bauteile die Geschwindigkeit erhöhen und die Ergebnisse gleichmäßiger machen. Die Feinprogrammierung der einzelnen Arbeitsabläufe (Wagen vor, Kamm anschlagen, Kettfäden Wechseln, Wagen zurück, etc.) geschieht durch ein Zusammenspiel von HTML, PHP, JavaScript und Python am lokalen Webserver mit einem Touch-Screen-Interface. Als Vorlagen dienen programmierte Zufallsstreifen mit den Farben der vorhandenen Wollen und Garne.
Ein abschließender Projektbericht war Ende Februar 2018 beim Ministerium einzureichen. Ohne je ein wirkliches Ende des Projekts zu planen ist aber folgendes zeitgleich geschehen: Die beteiligten Familien hatten im Frühjahr 2018 alle ihre „Interviews“ mit der Asylbehörde, mussten zu dieser Zeit eine neue Wohnung finden, weil zwei Asyl-Quartiere geschlossen und private Wohnungen bezogen wurden. Die Familien waren mit Schulwechsel der Kinder befasst und mit eigener AUsbildung bzw. Berufstätigkeit. Aus diesen Gründen gab es für das Projekt TEPPOO wenig Zeit und Energie, nur mehr wenige Treffen bis Sommer 2018 und nach den Sommerferien war kein Bedarf bzw. Interesse mehr da, weiter zu arbeiten.
Wir sehen das Projekt als Erfolg, weil es über das Thema Weben zu einer über zumindest zwei Jahre regelmäßigen und intensiven persönlichen Begegnung gekommen ist. Diese Begegnung strukturell durch gemeinsame Arbeit mit und an Kunst zu unterstützen, war Intention der Ausschreibung zusammen:wachsen – Kunst und Integration der Sektion Kunst des Österreichischen Bundeskanzleramtes. Dieses zusammen:wachsen ist gelungen. Wir sind zusammen gewachsen und zusammengewachsen. Wir bedanken uns sehr herzlich für die Unterstützung.